Höhere Steuern heizen Inflation an
Mit einer Rate von 1,6 Prozent weist Österreich die höchste Inflation im EU-Raum aus. Das liegt auch an den jüngsten Steuererhöhungen. Die EZB erwägt neuerliche Leitzinssenkung.
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Mit 0,7 Prozent lag die Inflationsrate im April in der Euro-Zone weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Österreich weist indes mit 1,6 Prozent den höchsten Wert in der EU aus. Die Europäische Zentralbank geht bei einem Wert von knapp unter zwei Prozent von Preisstabilität aus. Und von diesem Wert ist die Euro-Zone derzeit weit entfernt. Daher wird bereits seit Wochen darüber spekuliert, dass bei der nächsten Zinssitzung der EZB am 5. Juni neuerlich Maßnahmen beschlossen werden, die die Investitionstätigkeit der Betriebe anfachen sollen. Zumal die jüngsten Prognosen weiterhin von einer niedrigen Inflation in der Euro-Zone ausgehen. Laut einem Reuters-Bericht könnten sogar die Leitzinsen, die mit 0,25 Prozent ohnehin auf einem historischen Tiefststand liegen, auf 0,15 oder 0,1 Prozent abgesenkt werden. Damit soll mehr Geld in Form von Krediten an Firmen fließen. Wifo-Experte Josef Baumgartner bezweifelt die Effekte einer solchen Maßnahme: "Meiner Ansicht nach sind es nicht die Finanzierungsbedingungen, die Betriebe an Investitionen hindern, sondern die schwach ausgeprägten Wachstumsaussichten, vor allem in der Euro-Zone."
Effekte auf Privatkonsum
Der Umstand, dass die Inflationsrate in Österreich über dem europäischen Schnitt liegt, sei überdies kein neues Phänomen, sagt Baumgartner. "Das hat im Jahr 2010 begonnen, zuvor lag Österreich immer leicht über Deutschland." Warum liegt die Inflation hierzulande derzeit so deutlich über dem EU-Schnitt? Baumgartner nennt vor allem drei Faktoren. Zum einen zieht die Deflation in den südlichen EU-Ländern wie Griechenland und Zypern den EU-Durchschnitt nach unten. Daneben hätten insbesondere Preissteigerungen im Dienstleistungsbereich (plus 2,6 Prozent), etwa bei Bewirtungsdienstleistungen, aber auch im Mobilfunksektor zu einem in Österreich stärkeren Inflationsdruck geführt. Der dritte, ein hausgemachter Aspekt sind aber auch die jüngsten Steuererhöhungen. Die Erhöhung der motorbezogenen Versicherungssteuer sowie der Tabaksteuer tragen laut Baumgartner rund 0,2 Prozentpunkte zur Inflationsrate in Österreich bei. Das Wirtschaftswachstum in Österreich fiel im ersten Quartal mit 0,3 Prozent mau aus. Beim Wifo hält man dennoch an der Jahresprognose von plus 1,7 Prozent fest. Belastet werde die heimische Konjunktur durch die Wirtschaftspolitik, sagt Marcus Scheiblecker. Denn auch die netto verfügbaren Realeinkommen - und damit der Privatkonsum - würden durch die jüngsten Steuererhöhungen in Mitleidenschaft gezogen.
Teurer Tageseinkauf
Einen überdurchschnittlichen Preisschub gab es abermals beim sogenannten Mikrowarenkorb, der einen typischen täglichen Einkauf abbildet. Dieser verteuerte sich im Jahresabstand um 3,5 Prozent. Auch bei Wohnungsmieten registrierte die Statistik Austria einen starken Preisauftrieb von 3,6 Prozent.